Demenz: Krankheit mit vielen Gesichtern
Offener Austausch bei der Selbsthilfegruppe.
Wer ein angehöriges Familienmitglied mit der Diagnose Demenz betreut und pflegt, hat eine einzigartige individuelle Situation zu meistern. Die Anwesenden der Selbsthilfegruppe Demenz des DRK-Kreisverbandes Ravensburg wissen den informativen Austausch in der offenen Gruppe in der Ulmer Straße daher sehr zu schätzen.
Unterschiedliche Familienstrukturen
Oft ist es der Ehepartner, manchmal die Partnerin, aber auch die Mutter, die an Alzheimer-Demenz oder vaskulärer Demenz erkrankt sind und Betreuung und Pflege brauchen. Auch wenn die Diagnose gleichlautend ist: Die familiären und persönlichen Situationen unterscheiden sich so grundlegend, wie die Ausprägung der Erkrankung. Die Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen mit Demenz jeden dritten Mittwoch eines Monats bietet ihnen informelle Unterstützung und Austauschmöglichkeit. Moderiert wird sie von DRK-Mitarbeiterin Theresa Adam. Teilnehmende bringen ihre eigene Situation zur Sprache, drücken aber auch ihren Dank aus: „Es tut mir einfach gut, hier zu sein“, freut sich eine Frau. Ihr Mann ist an vaskulärer Demenz und Parkinson erkrankt ist. Es sei im angefüllten Pflegealltag oft die einzige Zeit für sie selbst.
Aufwendige Organisation und Bürokratie
Bei allen Unterschieden der Krankheitsausprägung herrscht Einigkeit darüber, dass alle unter dem hohen Aufwand für die Beschaffung der passenden Informationen sowie dem Zeitaufwand für Anträge oder Verträge leiden. Theresa Adam machte für die neuen Gäste nochmal ein akutes Problem deutlich: „Beim letzten Treffen haben wir schon darüber gesprochen, wie schwierig es oft ist, Dienstleistungen zu bekommen.“ Noch schwieriger wird es bei der Suche nach stationärer Unterbringung. Wer einen Pflegeplatz sucht, muss in Frage kommende Pflegeheime der verschiedenen Träger per „Listen“ mühsam einzeln abtelefonieren.
Gutes soziales Gefüge ist hilfreich
Ein Mann erzählt aber auch von einem achtsamen sozialen Umfeld am Wohnort seiner demenziell erkrankten Mutter. Wenn sie etwa wiederholt auffallend viele Dinge im Supermarkt einkaufe, kontaktiere ihn ein Mitarbeiter. Eine Teilnehmerin ist angetan vom positiven Miteinander in dem Ort, in dem die Mutter inzwischen im Pflegeheim lebt. Wenn sie mit ihrer Mutter unterwegs ist, trifft sie auf viel Verständnis. „Die Leute in den Läden sind Gold wert“, sagt sie.
Pflegeversicherung: Errungenschaft mit Schönheitsfehlern
Die häusliche Versorgung von hilfs- und pflegebedürftigen Menschen zu organisieren, ist für die Angehörigen zunehmend eine Herausforderung, vor allem, wenn es schnell gehen muss, etwa nach einem Krankenhausaufenthalt. Das Thema gesetzliche Betreuung wurde in der Runde auch angesprochen. Allerdings benötige es eine gewisse Zeit, bis sie geregelt sei, gab Theresa Adam zu bedenken. Auch der Hausnotruf wurde thematisiert, der für manche Pflegebedürftige gar nicht in Frage komme, da sie ihn nicht mehr ordnungsgemäß bedienen können. Ärgerlich ist für manch Anwesende, dass höhere Zahlungen der Pflegeversicherung durch Kostenerhöhungen für die Dienstleistungen aufgefressen werden. Theresa Adam machte aber auch deutlich, dass die Pflegeversicherung bei allen Schwierigkeiten eine Errungenschaft ist. Für die Region Ravensburg hebt sie unter anderem die gute Anbindung ans Zentrum für Psychiatrie (ZfP) und den verlässlichen Pflegestützpunkt beim Landratsamt hervor. Die Stunde schließt sie mit interessanten Terminen und Verweisen auf hilfreiches Informationsmaterial für pflegende Angehörige.
Selbsthilfegruppe Demenz des DRK-Kreisverbandes Ravensburg
Immer am dritten Mittwoch im Monat
Ulmer Straße 95, 88212 Ravensburg